Gemeinsam gegen Cushing

 

Dein Pferd ist lethargisch und schlapp, schwitzt viel oder ist häufig krank? Vielleicht sind auch äußerliche Veränderungen wie ein längeres, teils lockiges Fell bzw. Schwierigkeiten beim Fellwechsel oder ein Abbau der Muskulatur zu sehen? Kurzum: Es ist einfach nicht mehr das Alte.

Das Equine Cushing-Syndrom (ECS, oft auch aus dem Englischen als PPID bezeichnet) ist eine der häufigsten hormonellen Erkrankungen älterer Pferde und Ponys, von der aber auch jüngere Tiere betroffen sein können. Es ist zwar nicht zu heilen, aber sehr gut behandelbar und damit kein Grund, den schönen, alten gemeinsamen Zeiten „Adieu“ zu sagen. Zusammen mit Deinem Tierarzt kannst Du das ECS gut in den Griff bekommen und Deinem Pferd sehr viel Lebensqualität zurückgeben.

Auf dieser Seite findest Du viele Informationen rund um das Equine Cushing-Syndrom und seine Behandlungsmöglichkeiten. Wichtige Informationen findest Du auch zum Download.

Was ist Cushing?

Bei dem Cushing-Syndrom handelt es sich um eine unheilbare Stoffwechselstörung, die von dem mittleren Teil der Hirnanhangsdrüse (englisch Pituitary Gland > Pituitary Pars Intermedia Dysfunction; daher auch häufig die Bezeichnung PPID) ausgeht. Durch eine Fehlfunktion der Regulationsmechanismen wird hier übermäßig viel des sogenannten „Stress-Vorläuferhormons“ ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) freigesetzt, das über die Blutbahn zur Nebenniere gelangt und dort zu einer erhöhten Ausschüttung des eigentlichen Stresshormons Cortisol führt. Eine der wesentlichen Aufgaben des Cortisols ist es, dem Körper aus den verschiedenen Speichern Energie zu Verfügung zu stellen – also vor allem in Stresssituationen Energiereserven zu mobilisieren. Daneben reguliert es den Blutdruck, hemmt Entzündungsreaktionen und hat Einfluss auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel. Ähnlich wie bei einem Diabetiker kommt es beim ECS zu einer Entgleisung des Insulin- und Blutzuckerspiegels. Die charakteristischen Krankheitserscheinungen ergeben sich letztlich aus den dauerhaft überhöhten Cortisol- (Hypercortisolismus) und Blutzuckerspiegeln. Aufgrund des typischen Symptomkomplexes spricht man eher von einem Syndrom als von einer Krankheit.

Benannt wurde das Cushing-Syndrom, das übrigens auch beim Menschen vorkommt, nach dem US-amerikanischen Neurochirurgen H. W. Cushing, der es erstmalig 1910 beschrieb.

Krankheitsanzeichen 

In der Regel beginnt das Equine Cushing zunächst schleichend und ohne besonders auffällige Symptome. In den frühen Stadien des Krankheitsverlaufs fällt häufig zunächst nur auf, dass die Pferde „schlapper“ wirken. Sie ermüden früher, schwitzen schneller und heftiger (auch ohne körperliche Anstrengung) und saufen oft deutlich mehr als sonst. Erst später entwickeln sich die schwerwiegenderen Symptome sowie diverse Begleiterkrankungen und die typischen Veränderungen des Erscheinungsbildes.

Cushing-Pferde sind aufgrund ihres geschwächten Immunsystems anfälliger für Infektionen und demzufolge häufiger krank. Nicht selten leiden sie unter hartnäckigen Hautproblemen, wie Ekzemen oder Hautpilzinfektionen, oder unter einer schlechten Wundheilung. Oft entsteht eine Insulinresistenz und als schwerwiegende Folgeerkrankung eine Hufrehe, deren Verlauf manchmal wegen der schmerzlindernden Wirkung der hohen Blut-Cortisolwerte weniger dramatisch erscheint. Grundsätzlich gerät der Körper des Pferdes in eine katabole (abbauende) Stoffwechsellage, die im späteren Verlauf zu dem typischen äußeren Erscheinungsbild eines Cushing-Pferdes führt.

Durch den allgemeinen Muskelabbau entstehen über die Zeit ein Senkrücken und ein Hängebauch. Das Pferd wirkt insgesamt eher mager, baut aber an bestimmten Stellen (vor allem Hals und Kruppe sowie über den Augen) Fettpolster auf. Das wahrscheinlich typischste Symptom sind jedoch die Fellveränderungen; der sogenannte Hirsutismus. Anfangs scheint es, als würde sich das Umhaaren im Fellwechsel über einen längeren Zeitraum ziehen. Oft bleiben lange Haare an der Brust, am Bauch oder an den Beinen, am Unterkiefer/Bart und den Ganaschen stehen. Später haben die Pferde dann auch im Sommer ein langes, lockiges oder gekräuseltes Fell, das eher an einen Winterpelz erinnert. Insgesamt wirkt das Fell weniger glänzend und eher stumpf.

Die typischen ECS-Symptome zusammengefasst:

  · Fellwechselstörungen, Hirsutismus (langes, lockiges Fell)
  · Hufrehe, Lahmheiten
  · schlechte Hornqualität, Neigung zu Hufgeschwüren
  · verändertes Erscheinungsbild: Abmagerung, Senkrücken, Hängebauch, Speckhals … (verursacht durch Muskelabbau und Fettumverteilung)
  · vermehrtes Schwitzen, auch ohne körperliche Anstrengung
  · vermehrtes Trinken und entsprechend erhöhter Harnabsatz
  · Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen, Hautprobleme
  · Müdigkeit, Lethargie
  · Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit
  · erhöhte Leber- und Nierenwerte …

Krankheitsverlauf

Das ECS entwickelt sich schleichend. Es kann Monate oder Jahre dauern, bis erste Symptome auftreten. Der Gesundheitszustand des Pferdes verschlechtert sich nur sehr allmählich und das ECS bleibt deshalb oft zunächst lange Zeit unentdeckt. Schnellere Verläufe können auftreten, wenn die Erkrankung durch eine längere Behandlung mit bestimmten Arzneimitteln (z. B. Cortison) ausgelöst wurde.

Das ECS ist nicht heilbar, lässt sich aber gut mit Medikamenten und einem angepassten Fütterungs- und ggf. Haltungsmanagement behandeln und kontrollieren. Unbehandelt ist die Erkrankung zwar nicht unmittelbar tödlich, führt aber zu einer stetig zunehmenden Verschlechterung der Lebensqualität Deines Pferdes. Nicht zuletzt aufgrund des geschwächten Immunsystems können sich immer wieder Folgeerkrankungen entwickeln, die nicht nur das Wohlbefinden Deines Pferdes einschränken, sondern auch teure Behandlungen nach sich ziehen. Die Begleiterkrankungen selbst können sich so dramatisch entwickeln, dass sie am Ende dazu führen, dass das Pferd eingeschläfert werden muss. In erster Linie ist hier sicherlich die Hufrehe zu nennen.

Eine Behandlung des ECS ist deshalb schon allein im Sinne des Tierschutzes unbedingt erforderlich!

Inzwischen gibt es hierfür unterschiedliche Präparate. Besprich am besten mit Deinem Tierarzt die verschiedenen Alternativen.

Risikopatienten

In der Regel sind es ältere Pferde und Ponys ab einem Alter von 15 Jahren, die an dem ECS erkranken. Aus diesem Grund blieben in der Vergangenheit auch viele Cushing-Patienten unentdeckt, weil man die Symptome, vor allem die Fellwechselstörungen und das veränderte Erscheinungsbild, für normale Alterungsprozesse hielt.

Vereinzelt können aber auch jüngere Tiere betroffen sein. Hengste, Wallache und Stuten erkranken gleichermaßen. Etwas häufiger sind aber die leichtfuttrigen sogenannten Robustpferderassen und Pferde betroffen, die wenig gearbeitet werden. Deshalb bezeichnet man das ECS umgangssprachlich manchmal auch als „Wohlstandskrankheit“. Pferde, die unter dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS, eine Zuckerstoffwechselstörung mit teilweise recht ähnlichen Symptomen) leiden, entwickeln im Alter häufig zusätzlich ein Cushing.

Diagnose

Die typischsten und auch auffälligsten Symptome sind sicherlich die Fellveränderungen und auch das veränderte körperliche Erscheinungsbild sowie die Entwicklung einer Hufrehe als Folgeerkrankung. Man bezeichnet sie auch als Leitsymptome. Sie sind so auffällig, dass der erfahrene Tierarzt hier schon die Verdachtsdiagnose ECS stellt, die er dann nur noch durch einige Untersuchungen absichert.

Allerdings ist die Krankheit in diesem Stadium bereits sehr weit fortgeschritten und lässt sich mittels verschiedener Tests schon weit früher diagnostizieren. Weniger auffällige Symptome wie die zunehmende Abgeschlagenheit, das vermehrte Schwitzen sowie der massive Durst geben bereits erste Hinweise. Frühzeitig erkannt, kann durch ein schnelles Einleiten der Behandlung eine Verschlimmerung meistens unterbunden oder zumindest abgemildert oder verzögert werden. Die erforderlichen Tests sind nicht sehr teuer oder aufwändig und eine lohnenswerte Investition in die Lebensqualität Deines Pferdes.

Behandlung

Das Equine Cushing-Syndrom ist leider nicht heilbar. Es gibt jedoch Medikamente, mit denen sich die Erkrankung in der Regel gut behandeln und in den Griff bekommen lässt. Allerdings muss Dein Pferd ein solches Medikament täglich und ein Leben lang bekommen. Dein Tierarzt weiß, welche Tabletten er seinem Patienten verschreiben muss. Pharmakologisch setzt die Behandlung daran an, die körpereigene Cortisol-Produktion zu drosseln und so den Cortisol-Spiegel im Blut und die damit verbundenen negativen Folgeerscheinungen zu senken. Hat er die Diagnose „Cushing“ gestellt, trägt der Tierarzt dafür Sorge, dass Dein Pferd das richtige Medikament erhält und exakt darauf eingestellt wird. Aber auch Du musst nicht tatenlos zusehen, sondern kannst beispielsweise über eine Anpassung der Fütterung, der Haltung und der Bewegungseinheiten Deines Pferdes begleitend zu der medikamentösen Therapie einiges tun, um seine Lebensqualität weiter zu verbessern. Auch hier kann Dein Tierarzt Dich fachkundig beraten.

Wenn Ihr zusammen und als Team gegen Cushing antretet, hat Dein Pferd eine sehr gute Chance auf ein annähernd beschwerdefreies Leben und eine normale Lebenserwartung.

Prävention

Eine sichere Möglichkeit, die Erkrankung an dem Equinen Cushing-Syndrom zu verhindern, gibt es leider nicht. Dennoch kann man an den Risikofaktoren ansetzen und so gerade bei den leichtfuttrigen Robustpferderassen und Ponys über ausreichende Bewegung/Arbeit und eine angepasste Fütterung und Haltung (besser Sandplatz oder Stall als satte Wiese) das gefährliche und das ECS begünstigende Übergewicht vermeiden.

Vorsicht ist auch mit dem Einsatz von Cortison-Präparaten, insbesondere über längere Zeiträume, geboten, da diese das ECS auslösen können.

Fütterung & Haltung

Cushing-Patienten benötigen eine besondere Fürsorge. Die Drosselung der übermäßigen ACTH- und Cortisol-Produktion über eine exakte medikamentöse Einstellung ist der wichtigste Behandlungsbaustein. Daneben spielen bspw. aber auch eine Anpassung der Fütterung und der Haltung eine maßgebliche Rolle.
Aufgrund der dauerhaft hohen Cortisol-Spiegel werden ständig die Energiereserven des Pferdes mobilisiert, so dass es in eine katabole (abbauende) Stoffwechsellage gerät. Die Muskulatur wird abgebaut, und die Tiere können insgesamt schwer ihr Gewicht halten. Parallel entgleist zunehmend der Zuckerstoffwechsel. Der durch das Cortisol ebenfalls permanent erhöhte Blutzuckerspiegel begünstigt sehr stark die Entwicklung einer Insulinresistenz (vergleichbar mit einem Diabetes beim Menschen), die wiederum das Rehe-Risiko steigen lässt. Aufgrund dieser Neigung zur Insulinresistenz sollte Cushing-Pferden keine große Menge leicht verdaulicher Kohlenhydrate gefüttert werden. Als Besitzer/in eines solchen Pferdes befindest Du Dich in einem Spagat zwischen dem Gewichtsverlust und Muskelabbau auf der einen und dem Rehe-Risiko auf der anderen Seite. Die massive Energiezufuhr, die zur Erhaltung des Körpergewichst nötig wäre, steigert zugleich das Risiko, dass sich eine Hufrehe entwickelt. Grundsätzlich empfehlen Experten jedoch eher eine Rehe-Diät – also eher eine energieärmere Fütterung mit einem hohen Rohfaseranteil, die bedarfsgerecht durch Vitamine, Mineralstoffe und ggf. Antioxidantien ergänzt wird.

Dafür bieten sich in der Regel spezielle Ergänzungsfuttermittel an. Einige sind zusätzlich mit Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) kombiniert, wie zum Beispiel Tierarzt24 EquiVitex®. Mönchspfeffer wird traditionell zur Regulierung des Hormonhaushaltes eingesetzt; so auch beim Equinen Cushing-Syndrom (ECS). Neben dem Mönchspfeffer enthält EquiVitex® zahlreiche weitere Kräuter und unterstützt mit seinem umfangreichen Vitalstoff-Komplex effektiv den Stoffwechsel und trägt damit zur Steigerung der Lebensqualität Deines Pferdes bei.

Dein Pferd muss nun aber auch nicht am Energieminimum leben; es gibt durchaus alternative und besser verträgliche Energiequellen, die Du füttern kannst. Auch hier kann Dich Dein Tierarzt beraten.

Folgende Punkte sind für Dein Pferd wichtig:

  · regelmäßige Hufpflege und Zahnkontrolle
  · Gewichtskontrolle
  · keine zu energiereiche Fütterung; eher » Rehe-Diät «
  · ggf. Unterstützung durch ein geeignetes Ergänzungsfuttermittel (meist mit Mönchspfeffer)
  · ausreichende Vitamin- und Mineralstoffversorgung
  · moderate Bewegung/Arbeitsbelastung
  · eher Stall oder Paddock/Sandplatz als permanente Weidehaltung
  · eher karge/abgegraste statt frische Wiese
  · im Frühjahr/ Sommer zur Linderung scheren*

* ECS-Pferde haben eine gestörte Thermoregulation und neigen zusätzlich durch die Fellwechselstörungen zu vermehrtem Schwitzen.

Fütterungs-Tipps:

   · energiearme Fütterung mit hohem Rohfaseranteil (» Rehe-Diät «)
   · größere Mengen leicht verdaulicher Kohlenhydrate (z. B. frisches Gras, Getreide, Melasse, größere Mengen Obst oder Karotten) vermeiden
   · Getreide/Kraftfutter zum Teil durch Pflanzenöle (z. B. Rapsöl) oder fettreiche Saaten (z. B. Leinsaat) als Energielieferant ersetzen
   · Sojaprodukte, Kasein, Aminosäurepräparate, Bierhefe etc. helfen gegen Muskelabbau
   · bedarfsgerechte Futterergänzung mit Vitaminen und Mineralstoffen, kombiniert mit Mönchspfeffer
   · ggf. Antioxitantien (Zink, Vitamine E & C) und Omega-3-Fettsäuren (Leinöl) zur Unterstützung des Immunsystems